Jim Avignon und die Stimme der Unvernunft.
Ich war am Wochenende in Köln in der TEAPOT Galerie und habe die Ausstellung und Performance von von Jim Avignon besucht. "Die Stimme der Unvernunft" Knallige Farben, übersprundelnde Fantasie, humorvoll. Er ist der Meister des "Cheap Art" – unperfekt und dadurch auch so interessant.
Neoangin, die One-Man-Band. Laut. Performativ und Kritisch. Verspult. Und so nah dran – die kleine Hebebühne in der Galerie wackelt bedrohlich. Arbeiten, Reisen, Malen und Performen. Schnelligkeit wird nicht nur in der Kunst gelebt. Jim Avignon gibt alles, nicht nur auf der Bühne wie es scheint. Pop-Up Kunst im wahrsten Sinn des Wortes.

Song Reader Beck
Wenngleich ich Beck als Marketingspezialisten und nicht als Künstler sehe auf den ersten Blick in Bezug auf sein neuestes "Album" möchte ich doch gerne den Hut vor ihm ziehen. Respekt.
Die Idee kein Album aufzunehmen, sondern Notenblätter als "Album" zu verkaufen erscheint mir als großer Meilenstein innerhalb der Musikbranche. Seinen Fans die Möglichkeit zu geben, selbst die Interpretationen zu erstellen und auf der zugehörigen Webseite zu veröffentlichen ist in dieser Größenordnung ein noch nie dagewesenes Ereignis.
Beck selbst spricht dem New Yorker gegenüber von einem dynamischen Projekt. Für alle musisch Begabten ist dieses Buch sicherlich eine Bereicherung und eine Herausforderung zugleich. Was tun allerdings alle die nicht Noten lesen können ... Nun auf das nächste Konzert warten, welches sicherlich alle Besucherrekorde sprengen wird. (Seht ihr und hier sehe ich wieder den Marketingexperten in Beck) Denn im Grunde ist sein Song Reader die Idee des Jahrhunderts. Wo doch ein Konzertbesuch einer Band oft zu einem überteuerten Reproduktionserlebnis des Albums mutiert und eher das Konzerterleben an sich als viel weniger die Musik zum Zentrum des Erlebten wird. Beck hat mit seinen Notenblättern nicht nur die Hausmusik ins 21te Jahrhundert katapultiert sondern auch eine Renaissance der konzertanten Uraufführung erschaffen.
Nun für alle die mit Musik weniger anfangen können und eher visuelle Anreize suchen, so bietet der Song Reader auch hier Abhilfe. Alle 20 Songblätter wurden von 20 verschiedenen Illustratoren (Sergio Mebrillas, Alonzo Felix, Jing Wei,...) gefertigt. Insgesamt ist der Song Reader hochwertig gedruckt und alles in allem in sehr präsentabelem Retro Look gehalten. Außer das Cover – hmm Mister Beck, da war wohl kein Illustrator im Spiel, oder?
[© Beck and McSweeney's | Faber and Faber]

Woyzeck-Wozzeck
Woyzeck/Wozzeck hatte gestern eine fulminante Premiere in den Münchner Kammerspielen.
Ein beeindruckendes Ensemble, eine intensive und kraftraubende Inszenierung, ein spektakuläres Bühnenbild und herausragende Musiker. Die junge Regisseurin Barbara Wysocka erschuf mit diesem Stück eine neue Welt von Grenzgängern und legt einen schmerzhaften Blickwinkel über die Thematik der Schuld und des Zwangs frei.
Der Neufassung liegen das Dramenfragement von Georg Büchner und die Oper von Alban Berg zugrunde. Janek Duszynski arrangierte die Musik von Alban Berg neu und tatsächlich ist die Musik mehr als nur eine Begleitung, Unterbrechung oder eine Verdeutlichung. Sie ist der rote Faden, an dem sich der Zuschauer festhalten kann, damit er nicht zu ertrinken droht innerhalb der Gewalt – während Franz Woyzeck (faszinierend gespielt von Kristof van Boven) Schritt um Schritt durch das kniehohe Schwimmbecken watet, rennt, schwimmt, stolpert...
Die Kälte kriecht dem Zuschauer förmlich unter die Haut und der Anblick der Nässe multipliziert in Symbiose mit der Musik den Drang sofort auszubrechen oder zu Hilfe zu eilen. Man muss sich förmlich erinnern zu atmen, so sehr überollt einen die gewaltige Lawine an Lautstärke, Bedrängnis, Zwang, Macht, Verlust, Schmerz, Verlorenheit und Leiden.
Ein eindringliches und ehrliches Bühnenstück.
[© Plakat Münchner Kammerspiele]

Wolfi der Musketier
Heute war ich auf der Buchpräsentation von Richard Oehmanns neuem Buch WOLFI DER MUSKETIER.
Wolfi der Musketier und sein sprechendes Pfrebra wurden von ihrem König Achmet beauftragt die einst verdruckten Heiligenbilder zu verkaufen und dabei haben sie Anfangs wenig Erfolg. Sandra das Pfebra möchte gute Geschäfte machen und Wolfi will als Musketier bejubelt werden. Doch nach und nach kommen sie sich näher und fangen an gemeinsam zu singen. Die Beiden erleben großartige Abenteuer bei ihrer Reise durch das Königland...
Richard Oehmann, hat eine wunderbare Geschichte geschrieben, mit selbstillustrierten Zeichnungen. Dem Buch liegt eine CD bei von der Band Cafe Unterzucker, mit großartigen sehr amüsanten Liedern der beiden merkwürdigen Abenteuerhelden.
Wolfi der Musketier ist ein multimediales Lesevergnügen für die ganze Familie.
Vielen Dank Herr Oehmann, eine Perle in der Kinder- und Erwachsenenliteratur.
Erschienen im August Dreesbach Verlag (Der kleine August).
[© Photos: Frl. Pfeiffer | Buch August Dreesbach Verlag]
